Atemtherapie
Wir begrüßen unser neues Leben außerhalb des Mutterleibs mit einem ersten Atemzug - und mit einem letzten Hauch verabschieden wir uns wieder von dieser Welt.
In der Spanne dazwischen ist unsere Atmung immer auch ein Spiegelbild unserer Seele:
Wir halten den Atem an, wenn wir Angst haben.
Wir atmen auf, wenn wir uns erleichtert fühlen.
Atmen schnell, wenn wir aufgeregt sind.
Wollen endlich mal wieder tief Luft holen.
Aber manchmal geht uns die Puste aus.
Über den Atem sind wir mit dem physischen Universum verbunden.
Wilhelm Reich, ein Schüler Freuds, war der Begründer der Körperarbeit an chronischen Muskelverspannungen – und Ahn der Bioenergetik. Er hat schon früh auf die Bedeutung hingewiesen, die der ungehinderte Fluss des Atems für die seelische Gesundheit hat.
In unseren muskulären Verspannungen sind verschüttete und verdrängte Anteile unserer Seele gebunden. Damit sind sie unserem bewussten Wissen und Erleben entzogen. Gleichzeitig hindern uns diese Verspannungen oft, mit voller Kraft im Hier und Jetzt zu leben.
Durch psychotherapeutische Atemtherapie können wir hemmende Einflüsse, Erlebnisse und Traumata aus der Erstarrung befreien und die Lebensenergie wieder fließen lassen.
Stanislav Grof, ein amerikanischer Psychiater mit Wurzeln in der Tschechoslowakei, hat in den 1970er-Jahren auf der Suche nach einem Zugang zu erweiterten Bewusstseinszuständen das von ihm sogenannte holotrope Atmen entwickelt.
Diese Art der Atemtherapie findet in Sitzungen statt, bei denen über mehrere Stunden verstärkt und schnell geatmet wird, begleitet von intensiver, oft emotional tief berührender Musik.
Glücklicherweise hat sich herausgestellt, dass auch in kürzeren Atemsitzungen ähnliche Erfahrungen gemacht werden und sich direkte Zugänge zu persönlich-biographischen Themen und Traumata öffnen können.
Fokussierte Atemsitzungen von 60 bis 90 Minuten eignen sich hervorragend für die Einzelarbeit.
Das Erleben während der Atemsitzungen unterscheidet sich oft sehr von Mensch zu Mensch. Bisweilen tauchen Elemente und Erfahrungen auf, die über die Grenzen unserer persönlichen Geschichte hinausweisen. Deshalb zählt man diese Form der Atempsychotherapie auch zu den transpersonalen Therapieformen.